Ablauf


Die Burg ist besetzt. Adel, Trommler und Pfeifer, Hofnarr, Löwe, Rathaushexen und Trommgesellenpaare haben Aufstellung genommen. Wie es sich gehört, haben zunächst die adligen Herren das Wort. Nach den Sprüchen von Graf und Ritter folgt die Ansprache des Fürsten:
„Der Fürst be i von Monderkenga ond ’s hot mi no koi Stündle g’reut… Doch lasset beide Springer wissa, ein jeder darf nach seinem Sprung ein jeglich Maidlein küssen. Dies sei mein Geheiß, auf dass es jeder weiß!“

Daraufhin spricht der Trommeister:
„Handers g’hört ihr Trommelgsella, was der Fürst da von ui will – koiner wird sich drucka wella, drum wählet mit dem Würfelspiel.“

Auf diese Worte haben alle gespannt gewartet. Die Trommgesellen und Trommaiden versammeln sich nun um eine Trommel, um mit den Würfeln die Brunnenspringer „zu erwählen“. Trommelwirbel! Die Würfel sind gefallen! Jubel! Die beiden Brunnenspringer, von jeher ledige junge Männer, sind auserwählt und begeben sich auf den Rand des Marktbrunnens.
Dann ist Konzentration gefragt, wenn sie auf dem schmalen, oft mit Eis bedeckten Brunnenrand zu den Klängen der Stadtkapelle den Hopser und Schleifer tanzen.


Anschließend erschallt die Stimme des Obermaischers, der seinen Maischern den Befehl gibt, das eisige Brunnenwasser in Wallung zu bringen.
„Maischer setzt an!
Maischer maischt auf!“
„Dem Bürger a Glas,
em Schultes a Maß,
em Pfarrer da Wei,“
„So soll es sei!“


Nacheinander bringen sie ihre Trinksprüche aus:
„Ein Hoch auf Magistrat und Deputat!“
„Ein Hoch auf Pfarrer und Bürgersleut!“
„Ein Hoch auf meine Liebste!“

Dabei erheben sie den Krug und nehmen einen kräftigen Schluck.

So gestärkt werfen sie auf ein gemeinsames Kommando ihre Krüge an die Brunnensäule mit dem
steinernen Stadtlöwen, holen noch einmal tief Luft und springen in das eiskalte Nass. Begleitet wird der Sprung von vielfachen „Narro Hee“-Rufen aus zahlreichen Kehlen. Nach drei Sprüngen
folgt der Lohn.

Es folgt der Brunnensprung


Auf Geheiß des Fürsten dürfen die Brunnenspringer nun ein „jeglich Maidlein küssen“. Ob jung, ob alt, ob groß, ob klein – alle Zuschauerinnen freuen sich über einen Kuss. Den nassen Junggesellen wird es so etwas warm. Danach heißt es, schnell umziehen und aufwärmen. Alle Zuschauer singen zum Abschluss gemeinsam das Narrenlied.

Dieses Schauspiel gibt es alljährlich am Fasnetssonntag und Fasnetsdienstag zu bestaunen. Gerade der Brunnensprung am Dienstag hat seinen besonderen Charme. Der Himmel ist bereits dunkel, der Marktplatz ist erhellt von ein paar wenigen Schweinwerfern. Hästräger und Zuschauer freuen sich auf diese besondere Attraktion zum Abschluss der Fasnetszeit. Nach dem Brunnensprung, welcher an diesem Abend oft mehr als drei Sprünge zählt, übergibt der Trommeister den Rathausschlüssel wieder seinem rechtmäßigen Besitzer, dem Bürgermeister.