Musik

NARRENLIED | NARRENMARSCH | HOPSER & SCHLEIFER | BELAGERUNGSLIED

Munderkinger Narrenlied

Das Narrenlied aus dem Jahr 1935 von Lorenz Locher erzählt die Geschichte des Brunnensprungs und ist dem Stolz der Munderkinger auf ihre Fasnetstradition gewidmet. Die eingängige Melodie lädt Sänger und Zuhörer sofort zum gemeinsamen Schunkeln ein. Kinder lernen das Narrenlied oft schon in der Wiege, spätestens aber im Kindergarten. Zunächst schmettern sie den Refrain, bald darauf den Text der sechs Strophen, oftmals noch ohne ihn richtig zu verstehen. In der Grundschule werden dann alle Strophen eingeübt. Dies gelingt, da die Lehrerinnen und Lehrer bereit sind, das Fasnetsbrauchtum im Lehrplan zu integrieren.

Zur Fasnetszeit ertönt das Narrenlied an allen Ecken und Orten, zu ganz bestimmten Momenten darf es auf keinen Fall fehlen: Beispielsweise nach der Fasnetsausgrabung, nach dem Brunnensprung, nach auswärtigen Narrentreffen, wenn sich die Zunft bei der Heimkehr um den Marktbrunnen versammelt und sich der Zunftmeister für die Teilnahme bedankt und nach der Schlüsselrückgabe als Schlusspunkt der Fasnet.

Unser Narrenlied

1.
In Mundrachingen hoch und frei,
Hat stets gegolten Narretei,
Wir aber sind die Erben und lassen nicht verderben
Die närrische Zeit, die närrische Zeit,
Die närrische, närrische Zeit, juchei!
2.
Graf Rüdiger die Centurn führt,
Ihm alle Ehr und Freud gebührt,
Gewährt das Brunnenspringen
Wovon wir heut noch singen.
Zur närrischen Zeit, zur närrischen Zeit,
zur närrischen, närrischen Zeit, juchei!
3.
Und Trommgeselle, Trommelmaid,
Sie geben paarweis das Geleit,
Zwei Springern, Auserwählten
Bevor sie sich vermählten.
Zur närrischen Zeit, zur närrischen Zeit,
zur närrischen, närrischen Zeit, juchei!
4.
Dem Springer, auf des Grafen Wunsch
Ist nun zu bieten heisser Punsch;
Die Maischer wall`n in Eifer,
Zum Tanz von Hopser und Schleifer.
Zur närrischen Zeit, zur närrischen Zeit,
Zur närrischen, närrischen Zeit, juchei!
5.
Bringt aus ein Hoch auf Magistrat,
Auf Pfarrherr, Schulze, Komitat,
Stürzt drauf sich in die Fluten,
Sich dann nach Haus zu sputen.
Zur närrischen Zeit, zur närrischen Zeit,
Zur närrischen, närrischen Zeit, juchei!
6.
Hier herrscht nur ungetrübte Freud,
Des Frohsinns, der Geselligkeit;
Seit mehr denn 1000 Jahren,
Wir Kunde hiervon wahren.
Zur närrischen Zeit, zur närrischen Zeit,
Zur närrischen, närrischen Zeit, juchei!

(Musik&Text: Lorenz Locher, 1935)

Munderkinger Narrenmarsch

„Des isch dr graischt Lomp!“

Keine Sorge, in Munderkingen ist dies zu Fasnetszeit keine Beleidigung, vielmehr eine Ehrbezeichnung. Dieser uralte Fasnetspruch wird heute noch gesungen und auch dem Narrenmarsch vorangestellt.

„Des send de graischte Lompa, Des send de graischte Lompa, Heut goht ällz zum Gompa, Mit de grausse Lompa!“

„Ma zendt, ma zendt dr Fasnet rei, D Baura hand koi Wasser maih, D Baura müassat gompa, Wie de grausse Lompa.“

„Wecka raus, Wecka raus, As a warme Wusla raus!“

Der Munderkinger Narrenmarsch ist somit ein Mix aus alten Narrenrufen, dem Narrenlied sowie der ersten Strophe des Belagerungsliedes und wurde in den 1930er Jahren von Franz Springer aus Stuttgart komponiert und vertont. Für die Herrenwusele ist er auch besonders wichtig: Zu seinem Klang hüpfen sie während der Umzüge.

Hopser&Schleifer

Hopser&Schleifer gespielt von der Stadtkapelle Munderkingen

Hopser und Schleifer waren im 18. Jahrhundert die typischsten schwäbischen Tanzformen. In einer württembergischen Tanzverordnung vom 18. Juni 1765 findet folgendes Verbot Erwähnung: „… dass die ärgerlichen Walz- und Schleifertänze ein für allemal gänzlich verboten seyen und bleiben sollen“.
Der Schleifer hatte ursprünglich zwei Teile. Im ersten Teil warb der Tänzer um die Tänzerin und versuchte, die Fliehende immer wieder einzufangen. Der zweite Teil bildete das Zusammenfinden der Beiden in einem engen Rundtanz, dem eigentlichen Schleifer. In der weiteren Folge verstand man hierunter nur mehr einen dem frühen Walzer ähnlichen Tanz. Der Hopser hingegen war ein derber Paarrundtanz.

Heute ist „der Hopser und Schleifer“ ein wichtiger Teil des Brunnensprungs. Zum Spiel der Stadtkapelle tanzen die Brunnenspringer auf dem Brunnenrand, die Trommgesellenpaare auf der Burg. Während sich die Trommgesellen vor ihren Trommaiden verbeugen, tun dies die Brunnenspringer vor den Zuschauern.

Belagerungslied

Das vertonte Gedicht von Carl Borromäus Weitzmann ist heute das Belagerungslied. Die vielen Strophen auswendig zu können, ist eine Kunst.

Ihr Burger fasset Muth und List, sonst goht es hinterfür.
Verkloibet’s Thor mit Dreck und Mist und theand da Riegel für!

Der Burgamoister muß vora, Potz Stearamordio!
Er hot en geala Kittel a und Fransa am Schappo.

Und Hinter dea wohlweisa Roth, der Dianer von der Stadt,
weil der da g’weihta Säbel hot vom graußa Goliath.

Was d’Weiber sind, dia sitzet jetzt uf d’ Rothaus-Miste na,
statt ihrem Gschroi und Lompagschwätz beat jeda für da Ma.

Und fällt a Bombakugel gau uf eisa Städtle ra,
so schreiet nur reacht Fuiriau und bronzet drüber na.

Der Schopfbeck und der Dauderlau und s‘Doigalbecka Franz
stauhd mit em alta Fuiriau scho dussa uf der Schanz.

Se wehret se mit Händ und Füaß und au der Stricker Leaz,
dear hot von hundert Schuah en Spiaß und s‘ Nudlabritt am Herz.

Der Hendschadätte und der Brack und d’ Lumpanais und d’
Schneck, dia füllet scho da Hutzlasack an Poataläris Eck.

As Hecklaberis Annamarie und s’ Haldakoata Gret, dia kochet
scho da schwarza Brei für d’Generalität.

Der Schloiz, der Bögler und der Rast sind kugelfest äll drei.
Und s‘Hecklaberis Arbogast ist Kaparal darbei.

Däs ist a Ma, so geiht’s it viel, der ist bigott so keack.
Er reißt em Tuifel, wemma’s will, da Zopf und d’Hoara weack.

Dia Grenadier kommet äll, vom Korpus Christi Fest,
sie traget Kittel rauth und geal und Büchsa und Palläst.

As Hairle schlät si au drzua, er reitet sei Räpple fei
und uf der alta Spittel- Kuah sei Hausre hinda drei.

Ma pfeift, ma trommelt scho darzua, dot schwenkt der Wuseles Beck
da Fahna und as Bandtlis Buam acht Kugla us em Dreck.

Der Natter us em Darraloch hot gar zwoi Deaga a
und s‘Hänsle vor em Ofaloch, der geiget em vora.

Jetzt allo, hurtig d’Spritza raus! A siadigs Wasser nei,
no spritzet nu reacht Huzla naus, no traut si koiner rei.

Ihr labe Bürger s’hot koi Nauth. Bald hoißt’s Viktoria!
Miar weand dia Koga sind se taudt, noch aist no täudter schla.

A jeder Burger neahm sei Büchs und lad drui Aescha nei,
a Handvoll Glotza druf, sonst nix, no sind d’Franzosa sei.

Und hot a jeder statt der Muck an Lukaszeadel dra,
am Schnapper s‘Amulett, so druck a jeder, was er ka.

Jetzt wartet nu, i komm gau glei, trink nu mei Stümple aus.
Der Bua von Nisi’s Annamarei, trait scho mei Büchs voraus.

Des isch a Büchs, wia s‘ Koiner moit, dui klöpft as wia a Bomm.
Voar deaner Büchs do fällt der Feind mitsamt em Schütza om.

Du lieber Gott, jetzt gib mer Gnad, jetz goht der Rumpel a.
O Uschel, gib mer d’Äschalad und richt mer d’Klotza na.

Guck, Uschel, guck, do stoht er grad, biff baff, die Zeit ist aus.
Der Donner schla in d’Äschalad, dear Kearle lacht mi aus.

Komm, Uschle komm, mer geand jetz hoi, mei Schiaßerei hoiß nix,
du hollsch zwoi nuie Flintastoi und i mei Doppelbüchs.

Des isch a Büchs, so geits koi Büchs, schiar d’Äschalad
goht nei. As fehlt er nur der Hahn, sonst nix, no seand d’ Franzosa mei.

Vertontes Gedicht von Carl Borromäus Weitzmann