Maschgra Gau

Maschgra Gau in Munderkingen hat eine lange Tradition, war es doch früher nahezu die einzige Möglichkeit für Frauen auf d’Fasnet zu gehen. Um unerkannt zu bleiben, verkleideten sie sich als alte Frauen, trugen Masken, Handschuhe und verstellten ihre Stimme. Wie gut dies gelingen konnte, erzählt ein alter Maschger: „Im Wirtshaus habe ich mit meinem Mann gemaschgert, saß ihm zuletzt auf dem Schoß und er hat mich nicht erkannt. Erst Jahre später habe ich es ihm gesagt.“ Dabei blitzt der Schalk in ihren Augen auf und sie zeigt so ganz nebenbei auf eine ewig lange Kette mit Gromet: „Wenn ich diese Schätze anschaue, erinnere ich mich an unglaubliche und schöne Momente“. Auch heute noch gehen fast ausschließlich Frauen „zum Maschgra“, meist zu zweit oder in kleinen Gruppen, am Glompigen, Fasnetssonntag und -montag.

Geblieben ist auch die Faszination des Maschgra Gau und dabei ist nicht nur der Tag oder Abend gemeint, wenn man unterwegs ist. Maschgra ist weit mehr: Der Moment, wenn eine Idee geboren wird und man denkt, „das muss ich meinem Mitmaschger erzählen“, der Moment, wenn dieser gleich sagt „ja, das machen wir“ und das Thema gleich weiterspinnt. Dann das gemeinsame Basteln des Gromet, vielleicht noch mit dem Christbaum im Hintergrund, und das Überlegen: „Was ziehen wir an? Müssen wir noch etwas nähen?“.

In der Stadt wird man hier und da gefragt, ob die Vorbereitungen schon im Gange sind und man spürt die Vorfreude. Dann der Moment, wenn man das Häs anzieht und für viele Stunden in eine Rolle schlüpft und eben Holländerin, Bauer, Piroschka oder Schulschwänzer ist. Dazu die unbeschreiblichen Stunden beim Maschgra in den Lokalen, Geschäften, auf der Straße oder irgendwo in der guten Stube. Frohes Lachen, Witz, manch freche Bemerkung, etwas zur Sprache bringen, was nur der Maschger darf. Und welch eine Freude für die Maschger zu erleben, wie sich alle auf ihr Thema einlassen, mitmachen und sich zum Schluss, wenn sie den Gromet überreicht bekommen, mit den Worten bedanken, „Maschger, dank schee!“ Denn merke: niemals einen Maschger mit seinem Namen ansprechen!

Oftmals sind Maschgergruppen über Jahre und Jahrzehnte gemeinsam unterwegs und werden in den Lokalen erwartet. Hier zählten auch ganz besonders die „Moritaten“ dazu. Diese Gruppe brachte alljährlich Missgeschicke zutage und besang sie in Reimform.
Die Karikaturen, die „Monk“, Wolfgang Ertle, dazu malte, brachten die Gäste allein schon zum Lachen. Das Schönste ist wohl für jeden Maschger, wenn seine Idee ankommt, die eigene Freude überspringt und er andere zum Lachen bringen kann. Maschgra ist eben nicht nur ein Geben, sondern noch mehr ein Empfangen.