Fasnetstage

GLOMPIGER | FASNETSSAMSTAG | FASNETSSONNTAG | FASNETSMONTAG | FASNETSDIENSTAG

Glompiger

Ein Haupttag der Munderkinger Fasnet ist zweifelsohne der „Glompige Donnschdig“. Was den Glompigen in Munderkingen so besonders macht, ist die Tatsache, dass er eine Woche früher als anderswo stattfindet, nämlich zehn Tage vor dem Fasnachtssonntag.

Vor dem 2. Weltkrieg war der „Glompige Donnschdig“ oder der „Gombige“, wie er in alten Quellen genannt wird, ein Fasnachtstag, der von vielen Bürgern zu Hause im Kreise der Familie gefeiert wurde, wobei die Fasnetsküchle nicht fehlen durften. Bis Mitte der 1950iger Jahre darf der „Glompige“ auch mit gutem Gewissen als Weiberfasnet bezeichnet werden.
Die häufig als „alte Ma“ und Weiber verkleideten Mädchen hatten neben dem Aufsagen die Gelegenheit, den gewünschten Partner zum Tanz aufzufordern. Die soziale Funktion dieser Weiberfasnet darf nicht unterschätzt werden, da sie im Munderkingen der damaligen Zeit doch eine der wenigen Möglichkeiten für eine Frau darstellte, einem Partner von sich aus ihre Zuneigung zu signalisieren. Überhaupt war es zu dieser Zeit nur wenigen Personen möglich, durch Reisen etc. aus dem Alltag auszubrechen. So musste die Fasnet im Vergleich zu heute eine noch größere Ventilfunktion erfüllen.

Heute beginnt der „Glompige“ um 8 Uhr morgens. Hästräger aus allen Gruppen besuchen die Bewohner des Altenheimes. Viele von ihnen erzählen beim gemeinsamen Frühstück von ihren Fasnetserlebnissen, freuen sich an der lebendigen Tradition und singen mit Inbrunst, noch immer auswendig, alle sechs Strophen des Munderkinger Narrenliedes.
Gegen 9.00 Uhr teilen sich die Hästräger auf und machen sich auf den Weg zu den drei Munderkinger Kindergärten, wo sie bereits mit Spannung erwartet werden. Gut vorbereitet von den Erzieherinnen erwidern die Kinder nicht nur den Narrenruf, sondern singen das Narrenlied und schunkeln dazu.

Um 10.00 Uhr treffen sich alle Hästräger im Schulzentrum zur „Schüleraustreibung“. Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse versammeln sich im Schulhof, wo es richtig „wuselig“ wird. Jetzt isch Fasnet!

Gegen 14 Uhr startet am Gasthaus Rose ein Origineller Umzug, organisiert von der „Glompiga-Doschdig-Gesellschaft“. Erst nach Dreikönig trifft sich die Gesellschaft und gibt dann das Thema des Umzuges vor. Ca. 15 kleinere und größere Gruppen (Vereine, Stammtische, Freunde) können jedes Jahr erwartet werden. Auch die Kindergärten beteiligen sich. Es schließen sich meist Darbietungen auf dem Podium vor dem Rathaus an.

Um 17.00 Uhr beginnen die Schnöller-Böller mit dem Einschnellen auf dem Marktplatz.
Abends um 18.15 Uhr zieht dann der Fackelzug vom Obertorplatz zum Rathaus. Dort findet um 18:30 Uhr das Fasnetsausgraben mit Rathausschlüssel-Übergabe an den Trommeister statt. In den 1950iger Jahren bildete sich das Fasnetsausgraben in der heutigen Form aus. Die historische Gruppe und einige Rathaushexen besetzen das Podium, während der Rest der Hexen den Bürgermeister im Rathaus sucht. Schließlich wird dieser von ihnen auf das Podium gebracht. Auf den Befehl des Bürgermeisters:

„Brunnenspringer, grabet d’Fasnet aus“


entsteigt im Schein bengalischen Feuers der Trommmeister dem Inneren des Podiums, um aus der Hand des Bürgermeisters den Rathausschlüssel zu erhalten. Der intimste und „munderkingerischste“ Teil der Fasnet ist das an das Fasnetsausgraben sich anschließende Maschgera Gau. Für die Jugendlichen gibt es ein Fest im Jugendhaus, Narrenstüble und Eventroom.

Fasnetssamstag

Unser Zunftball hat eine jahrzehntelange Tradition. Er findet jedes Jahr am Fasnetssamstag als Auftakt zu unserer Hausfasnet statt. Seinen Ursprung fand er in den Vereinsbällen, die immer in den Munderkinger Wirtschaften stattgefunden haben. Nach dem Bau der Donauhalle wurde er dorthin verlegt.

Jedes Jahr findet er unter einem neuen Motto statt und die Halle wird dazu liebevoll und originell von vielen freiwilligen Helfern dekoriert. Seit Jahren gestaltet unser Munderkinger Künstler Hans-Jürgen Knupfer das Plakat entsprechend dem Ballthema. Diese Plakate sind inzwischen begehrte Sammlerobjekte.

Das Besondere am Munderkinger Zunftball ist, dass sich weit über 100 junge und junggebliebene Akteure am Ballprogramm beteiligen. Mit dabei sind die einzelnen Gruppen der Trommgesellenzunft sowie auch örtliche Vereine. Dadurch entsteht ein unterhaltsames und bunt gemischtes Programm für unsere Zuschauer.

Fasnetssonntag

Verbundenheit – sicher das, was den Fasnetssonntag ausmacht: Es ist die Verbindung von Tradition und gelebtem Brauchtum, es ist die Verbindung von Einheimischen und Auswärtigen, es ist die Verbindung von Kirche und Fasnet, es ist die Verbindung von Zunftfasnet und origineller Fasnet und es ist die Verbindung von Generationen. Höhepunkte gibt es an diesem Tag viele und jeder hat seinen herausragenden Moment.

Der Tag beginnt schon früh. Bereits um 9.00 Uhr wecken die Schnöller-Böller die Stadtbewohner und schnellen an den drei städtischen Brunnen (Marktbrunnen, Martinsbrunnen und Marienbrunnen) den Fasnetssonntag ein. So kann keiner nach der langen Ballnacht verschlafen und ist rechtzeitig um 10.30 Uhr zur Narrenmesse in der Pfarrkirche. Nicht nur Gottesdienstbesucher und Ministranten im Fasnetshäs machen diesen besonderen Gottesdienst aus. Das Vorbereitungsteam hält, nach alter Fasnetssitte, gerne der versammelten Gemeinde den Spiegel vor.
Dazu gibt es den „Projektchor Fasnetssonntag“. Alle, die gerne singen, üben die Lieder für den Gottesdienst ein. Oftmals werden auch aktuelle Schlager umgedichtet. Die Verbindung von Kirche und Fasnet und die Verbundenheit untereinander zeigen sich auch auf besondere Weise, wenn als Danklied sich alle über die Gänge hinweg verbinden und gemeinsam mit der Orgel die sechs Strophen des Munderkinger Narrenliedes singen und schunkeln.
Für die Kinder gibt es in diesem Gottesdienst auch etwas Besonderes: Im Taufstein liegen frisch gebackene Wusele, die sie aus den Händen der Brunnenspringer bekommen.

Von 11.30 – 13.30 Uhr bleibt ein wenig Zeit… Zeit zum Mittagessen, Zeit für die Fototermine der einzelnen Gruppen, Zeit die Utensilien für den Umzug zu holen, Zeit jetzt schon einmal die Häser der einzelnen Gruppen zu bestaunen und als Maschger selbst in die eigene Rolle zu schlüpfen.

Um 14.00 Uhr startet dann der Umzug, der sich vom Süden der Stadt durch die mit farbenfrohen Wimpeln geschmückten Straßen bis zum Marktplatz schlängelt. Ganz besonders ziehen die vielen Originellen Gruppen die Zuschauer an. Jedes Jahr überraschen sie mit neuen Themen, phantasievoll und aufwändig gestalteten Häsern und Wagen und verschenken den liebevoll gebastelten Gromet. Einzigartig ist auch, wie die Gruppen die Zuschauer am Wegrand in ihr Thema einbeziehen. Klar ist dabei, dass der Umzug nur in gemächlichem Tempo vorangeht.

Die Teilnahme der Spittlnarren, der Besuch der Narrenzunft Spritzenmuck aus Ehingen und der Zünfte der Verwaltungsgemeinschaft mit ihren Musikkapellen haben ebenfalls Tradition. Den Abschluss des Umzuges bildet die Trommgesellenzunft mit Narrenrat und Adel auf dem großen Trommelwagen und den beiden Brunnenspringern, die mit ihren Maiden in der Kutsche bis zum Marktplatz fahren.

Gegen 15.30 Uhr – endlich: Der Brunnensprung. Immer gleich und doch immer wieder anders können die Zuschauer dieses einmalige Schauspiel erleben. Beim ersten oder beim dreißigsten Mal: Die Faszination und die Bewunderung für die Springer bleibt, wenn sie nach dem ersten Sprung auftauchen, sie nach dem dritten Sprung „ein jeglich Maidlein küssen“, während die Zuschauermenge zu den Klängen der Stadtkapelle das Munderkinger Narrenlied singt und der ganze Marktplatz schunkelt.

Wer abends zum „Maschgra goht“ hat dann nur eine kurze Verschnaufpause. Es heißt schnell nach Hause eilen und sowohl Häs als auch Rolle wechseln, denn in den Lokalen der Stadt werden die Maschger schon sehnsüchtig erwartet. Bis nach Mitternacht begeistern und unterhalten sie die Gäste mit ihren Geschichten. Dann legen sie die Masken ab, doch gefeiert wird bis in die frühen Morgenstunden oder bis es weitergeht am Fasnetsmontag- Morgen…

Fasnetsmontag

„Was ist für dich das Schönste der Munderkinger Fasnet?“ Sehr oft lautet die Antwort „dr Grempelesmarkt“ und so fiebern Viele auf den Fasnetsmontag hin, bis der Grempelesmarkt um 9 Uhr losgeht. Schnell füllen sich die Plätze und die Stimmung steigt. Wie von selbst vermischen sich eigene Freude, Großzügigkeit und Gutes tun. Bereits seit Generationen üben Eltern ihre Kinder ein und geben so die Tradition weiter.

Um 14 Uhr, so ungefähr, setzt sich der „Kinderumzug“ in Bewegung. Angeführt wird er vom Schäfer, der den Narrensamen im Umzug begleitet und ihn am Ende zum Zunfthaus führt. Was diesen Umzug von dem am Fasnetssonntag unterscheidet? Es gibt keine Zunfthäser. So schlüpfen auch die Trommgesellen, Trommler und Pfeifer sowie die Stadtkapelle in ein „originelles Häs“, das sie eigens
für den Fasnetsmontag anfertigen oder aber aus dem Fundus herauskramen. Die Originellen Gruppen vom Vortag beteiligen sich natürlich auch wieder. Ein Glück, denn bei dieser Vielfalt kann man am Sonntag gar nicht alles aufnehmen!

Die Zuschauer warten aber auch auf eine ganz spezielle Gruppe: „Das Märchen“. Jedes Jahr erzählt sie ein anderes Märchen – zunächst am Umzug und dann am Abend als Maschgergruppe in den Lokalen. Mitmachen der Gäste ist hier Ehrensache! Mittlerweile sind bereits die zweite und dritte Generation Schauspieler im Märchen aktiv.

Nach dem Umzug gibt es für die Kinder ihre „Kinderfasnet“ in der Donauhalle – mit Musik, Tanz, Schminken, Spiel und ganz viel Spaß. Seit Jahrzehnten organisiert dies der Verein KIM.Ab dem frühen Abend ziehen erneut verschiedene Musik- und Maschgergruppen durch die Lokale. Wieder neue Themen, neue Ideen, neues Gromet und neue lachende Gesichter.

Fasnetsdienstag

Abschied nehmen am Fasnetsdienstag – Noch einmal öffnet der Grempelesmarkt seine Pforten, denn noch ist das Lager gefüllt. Erneut gibt es Schnäppchen zu ersteigern, bis es um 12 Uhr zum letzten Mal heißt: „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“. Ein letzter Zuschlag, Abschied bis zum nächsten Jahr.

Am Nachmittag schlüpft die Zunft ein letztes Mal ins Zunfthäs, beteiligt sich beim Umzug in Ehingen und pflegt auch so die alte Narrenfreundschaft. Bei der Rückfahrt nach Munderkingen wissen alle: es folgt das Abschied nehmen. Abschied von glückseligen Fasnetstagen. Abschied von Menschen, die man nur zur Fasnetszeit sieht. Abschied von frischgebackenen Wusele und dem „Narro Hee“ als Begrüßung, wann immer man sich trifft. Abschied aber auch für jenen Brunnenspringer, der in seinem dritten Jahr Brunnenspringer ist und weiß, „mit dem heutigen Abend ist es vorbei, nach meinem letzten Sprung hänge ich mein Häs an den Nagel und springe nie wieder in den Brunnen.“ So erscheint der Brunnensprung für jeden in einem ganz anderen Licht und das nicht nur, weil Brunnen und Burg in der Dunkelheit angestrahlt werden.

Auch der Trommeister nimmt Abschied von seiner Regentschaft und gibt den Rathausschlüssel an den rechtmäßigen Besitzer zurück. Nicht jedoch, ohne sich vorher bei allen bedankt zu haben und die tröstlichen Worte zu sprechen: „Ab morga goht’s scho wieder drgega!“ Den Schlusspunkt bildet, wie so oft, das Singen des Narrenliedes.