„Narro-Hee ihr liebe Leit, send lustig es isch Fasnets Zeit, seit 1892 isch eiser Grempel Markt, dr oizig wo ma mit Bageld oder Scheck staigra ka für einen guten Zweck!“.
Unter dem Wort „Grempel“, zu hochdeutsch „Gerümpel“ versteht sich alles, was im alltäglichen und nicht alltäglichen Gebrauch nicht mehr benutzt und somit entsorgt werden kann. Da der Schwabe ja für seine Sparsamkeit bekannt ist, liegt bei ihm natürlich die Messlatte hierfür recht hoch: Es dauert sehr lange, bis dieser sich von etwas trennen kann.
Nun gibt es in Munderkingen das besondere Phänomen, dass dieser Grempel, also Dinge die wirklich niemand mehr gebrauchen kann, von Bürgern der Stadt bereitgestellt werden. Kurz vor der Fasnet sammeln Helfer der Narrenzunft den Grempel ein, um diesen am Fasnetsmontag und -dienstag dann in einer Auktion wieder zum Verkauf anzubieten. Ziemlich verrückt oder auch narrig.
Alles begann im Jahre 1892, als sich ein paar Handwerker zum Frühschoppen im Gasthaus Laute trafen. Dabei klemmte der Gerbermeister Gerhard Schmid seinen Lederschurz in die Wirtshaustüre ein und ein Kamerad schnitt das eingeklemmte Stück ab. Daraufhin zerschnitt der Gerber Schmid den restlichen Schurz und versteigerte diese Lederfetzen. Der Erlös dieser Auktion wurde dem katholischen Stadtpfarrer für bedürftige Personen zur Verfügung gestellt. Dies war die Geburtsstunde des Munderkinger Grempelesmarkts.
Über die letzten 125 Jahre entwickelte sich der Grempelesmarkt zu einem festen Bestandteil der Munderkinger Fasnet. Viele Narren, Alt und Jung, Mann und Frau, finden sich ab 9 Uhr am Fasnetsmontag sowie am Fasnetsdienstag zum Grempelesmarkt ein – und das oft nach einer anstrengenden und kurzen Nacht. Weit über die Stadtgrenzen hinaus ist der Grempelesmarkt bekannt und viele lassen es sich nicht nehmen, Jahr für Jahr hierher zu kommen. Traditionell werden hier kuriose Dinge an zum Teil kuriose Maschger zu besonders kuriosen Preisen versteigert. So kann es durchaus sein, dass ein uraltes, mit heißer Kohle befüllbares Bügeleisen einen Preis von weit über 50 Euro erreichen kann.
Ganz ungeschickt ist es, wenn man sich ohne Hut zum Grempelesmarkt einfindet – denn es gilt: „Ohne Hut – raus! Oder einen Hut ersteigern!“. Im letzteren Fall liegt der Kaufpreis dann gerne einmal bei über 100 Euro. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich auch die schon fast legendären „Wunderkoffer“. Hier kommt ein ausrangierter Koffer mit vollkommen unbekanntem Inhalt unter den Hammer. Diese „Wunderkoffer“ erzielen dabei Höchstpreise. Speziell für die kleinen Maschger gibt es die sogenannten Kinderrunden, bei denen die Preise natürlich kindgerecht sind. Sehr gerne fragt dann der Versteigerer: „Jetzad, wie weit kasch du zähla?“ Und so ergibt sich oft automatisch der entsprechende Preis.
Es kam auch schon vor, dass die Ehefrau am Samstag zur Grempeles-Sammlung Dinge vor die Haustüre gestellt hat, welche dann der Gatte vom Grempelesmarkt wieder mit nach Hause brachte, da ihm nicht bewusst war, dass der Gegenstand aus dem eigenen Haushalt stammt.
Es liegt ganz sicher am Geschick der Versteigerer, für jedes Auktionat die richtigen Käufer und noch wichtiger, die richtige Erläuterung zu finden. Denn nur so entwickelt sich entsprechend der Preis – teils in ungeahnte Höhen. Zwischendurch, als kleine Verschnaufpausen, wird gesungen oder der Versteigerer unterhält mit einem passenden oder auch unpassenden Witz.
Überhaupt: Es wird viel gelacht und die Zwischenrufe während der Versteigerungsrunden allein schon lohnen einen Besuch beim Grempelesmarkt.
Seit es den Grempelesmarkt gibt, fließt der komplette Erlös karitativen Zwecken in Munderkingen zu. Darum an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle Steigerer, ohne deren Großzügigkeit der Grempelesmarkt undenkbar wäre.
Alle, die wir mit diesem kurzen Artikel neugierig gemacht haben, laden wir aufs herzlichste ein. Mittendrin die Atmosphäre des Grempelesmarkts zu spüren ist einmalig! Denkt daran: Entweder Hut oder Bargeld mitbringen – am besten Beides!