Das „Wusele“ ist ursprünglich ein längliches Brötchen aus Weißmehl, etwas kleiner als ein gewöhnliches Weckle. Es entstand in der Zeit einer Belagerung der Stadt als Notbrot, für größeres Brot fehlten die Zutaten. Schon in den Erzählungen des Heimatdichters C.B. Weitzmann ist die Rede von einem Wuselesbeck, der aus der Not heraus kleine Brötchen gebacken hat.
Wusele gibt es heute noch während der Fasnetszeit in den Munderkinger Bäckereien, die Stadt wurde schon immer während der Fasnet als „Wuselingen“ bezeichnet. Als Anfang der 1950er Jahre in Munderkingen der Wunsch nach einer Laufnarrenfigur aufkam, lag es nahe diesen Namen für die geplante Figur aufzugreifen.
Nach mehreren Entwürfen des Munderkingers Hellmut Lang fiel die Entscheidung auf ein gelb-braunes Narrenhäs, bestehend aus Hose und Jacke mit einem Kragen aus Stoff sowie eine schwarze Filzmaske mit einem mit gebackenen Wusele gefüllten Brotkorb obenauf. In der Hand tragen die Wusele einen Wuselesstab. Der Wunsch war damals ein Narrengewand, das samt Maske von jedermann selbst angefertigt werden konnte. Die Farben des Wusele – braun für die Erde und gelb für die Sonne und das Korn – nehmen Bezug zum Brot, ebenso die Form der angebrachten Holzwusele.
Im Jahr 1959 beteiligten sich die ersten Wusele als Gruppe am Fasnetsumzug, schon ein Jahr später wurden die Musiker der Stadtkapelle mit Wuseleshäsern eingekleidet.
Bald waren in sehr vielen Munderkinger Haushalten in den Fasnetsschränken Wuseleshäser zu finden.
Im Laufe der Zeit wurde das Wuselehäs veredelt. Jacke und Hose wurden mit Stickereien aus dem Erntebereich auf der einen Seite und mit dem Stadtlöwen auf der anderen Seite versehen. Aus dem Wuselesstab entstand der „Wuselesschäpper“ – ein Handstab mit mehreren Holzwusele, die – mit Metallkugeln gefüllt – ein klapperndes Geräusch verursachen. Der Stoffkragen wurde von einem Lederkragen abgelöst, an dem Holzwusele befestigt sind, die beim wuseligen Umherspringen ebenfalls schäppern. In den zur Maske gehörenden Körben befinden sich inzwischen meist Holzwusele, die die früher üblichen Teigwusele ablösten. 1961 entstand das Damenwusele. Dieses Häs war ursprünglich für „Damen ab der Lebensmitte“ gedacht, die nicht mehr mit Maske und Hose laufen wollten. Dies änderte sich im Lauf der Zeit, mittlerweile tragen auch junge Frauen mit großer Freude ein Damenwusele. Es ist unverlarvt und trägt einen gelben Samtrock, eine weiße Bluse und ein weinrotes Jäckchen. Auf dem Kopf trägt das Damenwusele eine rote Samthaube und ebenfalls einen mit Wusele gefüllten Brotkorb. Dazu haben die Damen einen Korb dabei, aus dem heraus bei den Umzügen frisch gebackene Wusele verteilt werden.
Das Wusele ist ein farbenfroher, freundlicher Narr. Es genießt sowohl einzeln, aber ganz besonders im Auftreten in der Gruppe viel Zuspruch und ist aus der Munderkinger Fasnet nicht mehr wegzudenken.